Spirituelle Haltestelle - Lesen

 

eine Initiative der Katholischen Kirchengemeinde

Seliger Nikolaus Groß

Das passt so 

 

Ich habe mein Vorbild für die Weihnachtszeit gefunden. Gestern am späten Nachmittag 

war es. Es war ein feuchtkalter Nebeltag; ich stand am Küchenfenster und sah auf den 

Spielplatz hinunter, auf dem kein einziges Kind spielte, das Wetter war so überhaupt 

nicht einladend. 

 

Da trat ein Mann auf, der durch einige mitgeführte Ausrüstungsgegenstände als 

jemand zu erkennen war, der für Müllbeseitigung und Ordnung zuständig ist. Große 

Mullsäcke, ein Greifer, eine Harke, so etwas. Außerdem trug er robuste 

Arbeitskleidung, die Sache war ziemlich klar. Es hat nun nicht viel Sinn, im November 

auf einem Spielplatz Müll aufsammeln zu wollen, da ist kaum jemand, der Müll macht, 

aber vielleicht war es der benachbarte Kirchhof, der in seine Zuständigkeit fiel, was 

weiß ich. Es ist auch egal. 

 

Denn der Mann kümmerte sich sowieso nicht um Unrat. Er sah sich um, stellte sein 

Zeug ab, ging zur Schaukel und sah sie einen Moment an. Dann setzte er sich darauf, 

wie es jemand tut, der schon lange nicht mehr geschaukelt hat. Es war ein großer und 

schwerer Mann, er setzte sich ganz vorsichtig. Und dann nahm er etwas Schwung und 

schaukelte. Das wäre bis dahin nicht weiter erstaunlich, man wird ja mal schaukeln 

dürfen. Aber wissen Sie was, er schaukelte, bis es dunkel wurde, er schaukelte über 

eine Stunde lang. Mit nur wenig Schwung, ernsthaft und versonnen, mit beiden 

Händen an den Ketten, wie es sich gehört, und ganz für sich. 

 

Dann wurde es dunkel und ich konnte ihn nicht mehr sehen. Er hat seinen eigentlichen 

Auftrag sicher nicht erfüllt, aber ich nehme seinen Auftritt jetzt gerne als Hinweis – im 

Dezember einfach mal irgendwo nicht mitmachen und zur Ruhe kommen. Mit wenig 

Schwung, ernsthaft und versonnen. Ich glaube, das passt so. 

 

Maximilian Buddenbohm